City Center C, Leverkusen
Vom Einkaufszentrum zum Teil der Stadt, zum Stadtteil. Das Stadtzentrum Leverkusen-Wiesdorf war als ein in sich geschlossenes System angelegt. Center A, Center B, Center C; jede Nutzung, jede Fläche, jedes Volumen war geplant und festgelegt. Die Zeiten, die Stadt, die Menschen und ihre Bedürfnisse haben sich über die Jahre verändert und die nicht mehr passenden Räume verlassen.
Leverkusen nutzt die Möglichkeit aus einer immobilen Maschine mit Verschleißerscheinungen einen
lebenswerten Stadtteil mit eigener Identität zu machen. Das funktionierende Bestehende: Ärztehaus, Sparkasse, Wohnhochhaus bildet den Rahmen und zusammen mit den neuen Häusern den neuen Stadtteil.
Neu ist, die Wiederfindung des öffentlichen Raumes; Straßen, Wege, Plätze dienen nicht mehr nur der Anbahnung von Verkauf, sondern der Begegnung und Aneignung durch Menschen, die dort wohnen, dort etwas zu tun haben oder nur vorbeikommen.
Neu sind die Bewohner. Wir schlagen ein Quartier vor, dass sich nach außen und in den Stadtraum hinein orientiert. Es schottet sich nicht ab, sondern belebt und nutzt die öffentlichen Räume selbst und lädt aber auch andere dazu ein. Es entstehen Nachbarschaften offen für Wandel, Vielfalt und unterschiedliche Lebenskonzepte.
4 Orte - Identität, Orientierung und Quartierstreffpunkte
Durch die Anordnung der Baukörper entstehen 4 neue identitätsstiftende Orte des nachbarschaftlichen Miteinanders. Der Gelenkplatz ist der Ort des Ankommens und ein Filter. Besucher und Bummelnde leitet er durch die Fußgängerzone zum Friedrich-Ebert-Platz, andere entscheiden sich zur Kirche, zur Sparkasse oder in das neue Quartier zu gelangen.
Der Quartiersplatz ist das Zentrum des neuen Viertels, zentraler Ort für die Bewohnenden lädt er auch Leverkusener und Besucher ein. Auf dem Quartiersteppich kann gespielt, im Grünen sich erholt, aktiv was veranstaltet oder einfach zugeguckt werden. Die Sportterrassen nutzen das bauliche (und unattraktive) der Garagenzufahrt und machen daraus einen topographischen Sportpark -weniger Grün, mehr Aktivität. Die grüne Oase ist ruhig und grün. Als größte zusammenhängende Grünfläche im Viertel verbessert sie das Mikroklima und hebt die Laune.
Schnittstelle Erdgeschoss
Die Privatheit der Wohnräume gegenüber dem öffentlichen Außenraum ist durch Abstände definiert: In der Vertikalen durch eine Erhöhung um ca. 50cm und in der Horizontalen durch vorgelagerte Terrassen und Stufen. Die Schicht der Fassadenbegrünung wirkt als zusätzlicher Filter. Das private Wohnen nutzt den Außenraum, belebt diesen, wird nicht gestört und stört selber nicht.
Am Quartiersplatz gibt es keinen Höhenunterschied zwischen Erdgeschoss und Platzfläche, was eine flexible Nutzung dieser Flächen auch durch die größere Geschosshöhe ermöglicht. Hier schlagen wir Gemeinschaftseinrichtungen vor; die Flexibilität erlaubt aber genauso auch eine gewerbliche Nutzung oder Wohnen oder Mischformen aus beidem wie Atelierwohnen.
Wohngebäude
Die Häuser werden durch einen Innenhof und zwei Fugen definiert. So entstehen jeweils 4 klar unterschiedene Adressen und eine offene tagesbelichtete Erschließung. Die Erschließungsgalerien in den Fugen ermöglichen Begegnungen und Nachbarschaft, ohne die Privatheit der Einzelnen zu beeinträchtigen. Niemand muss an einer fremden Wohnung vorbeilaufen. Die Wohnungen richten sich nach außen, zur Stadt und haben alle zwei Seiten, zwei Himmelsrichtungen. Den Wohnungen zugeordnet ist eine umlaufende Schicht aus Balkonen als private Freibereiche und mit bodengebundener Begrünung gleichzeitig Sonnenschutz, Sichtschutz und Verbesserung des Mikroklimas. Die Dächer sind intensiv begrünt und werden neben der PV-Nutzung als Gemeinschaftsgärten, -terrassen genutzt. Auf Basis des vorgegebenen Rasters des Bestandes schlagen wir modulare 2 – bis 5-Zimmer-wohnungen vor, was bedeutet, dass diese flexibel mischbar sind in den Gebäuden. Der Wohnungsschlüssel ist flexibel anpassbar auch an sich ändernde Anforderungen.
Konstruktion/ Nachhaltigkeit
Alle Neubauten werden als Skelettbau auf dem Raster des Bestandes von 7,5m x 8,75m realisiert und zwar mit Stahlbetonstützen, -trägern und teilweise wandartigen Trägern. Zur Entstehungszeit der City C wurde auf Grund hoher Preise Material optimiert, weshalb vorhandene Bauteile kaum Reserven haben. Um Kosten für Verstärkungen in den Untergeschossen und vor allem der Gründung zu sparen, wird eine möglichst einfache und vor allem leichte Konstruktion vorgeschlagen. Ein Großteil des Gewichts eines Bauwerks liegt in den Decken, weshalb diese als Brettstapeldecken ausgebildet werden. Die Verwendung von Stahlbeton im Skelett genauso wie die Leichtigkeit der Holzdecken sorgt für größtmögliche Kompatibilität mit dem Bestand. Außenwände werden als leichte materialsparende bei geringstmöglicher Dicke maximal dämmende Holzständerkonstruktionen geplant. Die Konstruktion hat durch ihre Effizienz und den hohen Anteil an nachwachsenden Rohstoffen einen geringen co2-Fußabdruck. Gleichzeitig erleichtert der hohe Grad an Vorfertigung die anspruchsvolle Baustellenlogistik auf einem mehrgeschossigen Kellerbauwerk und verspricht kalkulierbare und niedrige Bauzeiten und -kosten.
Energie/ Nachhaltigkeit
Ziel des Energiekonzeptes ist es mit begrenztem Mittel- und Technikeinsatz die Gebäude nachhaltig und komfortabel zu versorgen.
Klimasteuerung passiv
Im Bereich der vor den Fassaden stehenden Balkone wird durch passive Klimasteuerung Energie eingespart. Bei niedrigem Sonnenstand im Winter lässt die Balkonzone solaren Energieeintrag zu, während sie im Sommer für Verschattung sorgt. Durch Gründ.cher mit Regenwasserretention wird das Mikroklima weiter verbessert, genauso wie durch die Fassadenbegrünung. Sie verschattet im Sommer und lässt im Winter Sonne durch.
Klimasteuerung aktiv
Um möglichst verlustarm zu heizen, kommen Flächenheizungen zum Einsatz. Die Wärme der Abluft der innenliegenden Bäder wird über einfache Abluftwärmepumpen rückgewonnen. Diese Abluftwärmepumpen werden mit dem Strom aus den Solaranlagen auf den Dächern betrieben.
Landschaft
Wasserspiel - Gelenk, Auftakt und kühler Zwischenstopp
Ein flächige Wasserscheibe begrüßt die Ankommenden vom Bahnhof Leverkusen Mitte und aus den westlichen Einkaufs- und Stadtgebieten, welche über den Friedrich-Ebert-Platz kommen.
Das integrierte Fontänenfeld zieht nicht nur kleine Leverkusener magisch an, sondern ist auch öffentlicher Treffpunkt und Gelenk in Richtung Wiesdorfer Platz, Bahnhof und in die City C.
Quartiersmitte - Nachbarschaftstreff, grüne Oase, Spielort
Räumlich eindeutig ablesbar durch die städtebauliche Setzung wird die Kiezmitte durch eine besondere Pflasterung in rötlichen Granitkleinstein, ähnlich einem Teppich, nochmals deutlich hervorgehoben. 60cm hohe Hochbeete bieten hier Raum für größere Gehölze und ermöglichen partiell größere Bäume in Bereichen, die mit einer Pflanzgrube in das Funktionsgeschoss der Tiefgarage erweitert sind. Die Hochbeete gliedern in ihrer Kieselform die Kiezmitte fließend und kleinmaßstäblich. Die überall im Quartier verteilten Pflanzkübel für Kleingehölze sind hier besonders häufig angeordnet und unterstützen die verspielt informelle Atmosphäre der Quartiersmitte. Ein großer Sandspielbereich gibt Familien mit Kindern eine Adresse. Überspannt wird die Kiezmitte von einer Tragstruktur, welche diverse Funktion zusammenfasst. Auf einer städtebaulichen Ebene dient das pergolaartige Objekt der auffindenden Orientierung sowie als kleinmaßstäblich eindeutig nachbarschaftlicher Treffpunkt zwischen baulichen Großstrukturen. Die Tragstruktur dient weiterhin als Rankgerüst für das Aufwachsen von Kletterpflanzen aus den umgebenden Hochbeeten, die ein hübsches Blätterdach bilden und kühlenden Schatten spenden. Gleichzeitig sind verschiedene Spielmöglichkeiten und motorische Anreize in die Tragstruktur integriert.
Sportterrassen - Fitnesstreff und Tiefgaragendeckel
Die Tiefgaragenabfahrt an der Friedrich-Ebert-Straße ist wenig attraktiv. Die Sportterrassen nutzen die durch das erforderliche Lichtraumprofil der Fahrzeuge erforderliche Höhe zur Ausgestaltung einer Topografie. Das ist der Ausgangspunkt für abgetreppte Terrassen, welche auf den oberen Ebenen verschiedene Fitnessangebote für alle Altersgruppen und auf der unteren Ebene Platz für Tischtennisplatten anbieten. Die Terrassen sind nicht nur als Sportort attraktiv, sondern bieten auch eine schöne Aussicht auf die Christuskirche an der Dönhoffstraße.
Qualitäten - opulent Grün, nachhaltig gefasst, maßstäblich
Aufgrund der Neuausrichtung der City C halten wir eine wahrnehmbare Adressbildung für wichtig, um den neuen Ort im Bewusstsein der Leverkusener positiv zu verankern. Maßgeblich dafür steht der hohe Grünanteil, der durch Hochbeete mit teilweiser Nutzung von Bauraum in der Funktionsebene der Tiefgarage hergestellt wird, Pflanzkübel, die in verschiedenen Größen Kleingehölze aufnehmen und spielerisch den Raum gliedern sowie die flächig an den Neubauten vorgesehene Fassadenbegrünung, welcher wir auch für den Ideenteil vorschlagen. Alle Oberflächen sind aus nachhaltigem, da wiederverwendbaren, grau-bunt changierendem Granitkleinsteinpflaster hergestellt und an vier Stellen barrierefreie zugänglich. Höhen und Kleinteiligkeit der geplanten Elemente unterstützen dabei die Aneignung des Ortes im menschlichen Maßstab und moderieren in das westliche der Friedrich-Ebert-Straße liegende Leverkusener Zentrum.
Klimaresilienz
Durch die Komplettunterbauung des Grundstücks muss alles anfallende Regenwasser zurückgehalten werden. Dächer werden als Retentionsdächer ausgebildet und die gesamte Decke über der Tiefgarage wird mit wasserdurchlässigen Belägen versehen und einem Aufbau, der Wasser zurückhält. Das zurückgehaltene Wasser versorgt Pflanzungen und kühlt durch die Verdunstung. Zusätzlich zu (aufwendigen) Baumpflanzungen werden einfache bauliche Gerüste, Pergolen vorgesehen, die durch Begrünung Schatten spenden.
Wettbewerb: 2025
Bauherr: Leverkusener Immobiliengesellschaft
Landschaft: Grieger Harzer Dvorak Landschaftsarchitekten, Berlin